Drohnenangriffe auf das von Russland kontrollierte Kernkraftwerk Saporischschja
Nach Angaben ukrainischer und russischer Behörden haben Drohnen am Sonntag die Kuppel eines stillgelegten Reaktors im Kernkraftwerk Saporischschja getroffen, wie berichtet.
Die in Russland installierte Verwaltung des Kraftwerks meldete nach dem Vorfall keine nennenswerten Schäden oder Strahlungslecks.
Die staatliche russische Atombehörde Rosatom bestätigte jedoch später, dass bei den Drohnenangriffen in der Nähe der Kantine des Kraftwerks drei Personen verletzt wurden.
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) erklärte am Sonntag, ihre Experten seien über den Drohnenangriff informiert worden, und stellte fest, dass die Detonation mit den Beobachtungen der IAEO übereinstimme.
In einer separaten Erklärung bestätigte die IAEO die physischen Auswirkungen der Drohnenangriffe auf die Anlage und stellte Schäden an einem der sechs Reaktoren fest. Außerdem gab es bei dem Vorfall ein Todesopfer.
IAEA experts have been informed by ZNPP that a drone detonated on site today. Such detonation is consistent with IAEA observations. “I urge to refrain from actions that contradict the 5 IAEA principles and jeopardise nuclear safety,” Director General @rafaelmgrossi said.
— IAEA – International Atomic Energy Agency ⚛️ (@iaeaorg) April 7, 2024
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) wurde über den Vorfall informiert und bestätigte, dass ihre Experten vor Ort die Detonation einer Drohne beobachtet haben.
Rafael Mariano Grossi, der Leiter der Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen, verurteilte den Drohnenangriff auf einen der sechs Atomreaktoren im ukrainischen Saporischschja scharf. Grossi betonte, dass derartige Angriffe die Gefahr eines schweren nuklearen Unfalls deutlich erhöhen.
Grossi bestätigte mindestens drei Volltreffer auf die wichtigsten Reaktorsicherheitsstrukturen und betonte den Ernst der Lage mit den Worten: “Das darf nicht passieren.
Ich fordere dazu auf, Handlungen zu unterlassen, die den 5 Grundsätzen der IAEO widersprechen und die nukleare Sicherheit gefährden
Rafael Mariano Grossi
Das Kernkraftwerk Saporischschja, das größte in Europa, steht seit dem Einmarsch der russischen Streitkräfte im Jahr 2022 unter deren Kontrolle und befindet sich nach wie vor in der Nähe der Frontlinien.
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat wiederholt ihre Besorgnis über die drohende Gefahr einer nuklearen Katastrophe angesichts der prekären Bedingungen in der Anlage zum Ausdruck gebracht.
Eskalierende Spannungen und militärische Reaktionen
Die Ukraine und Russland haben sich gegenseitig für frühere Angriffe auf die Anlage verantwortlich gemacht, wobei die Spannungen in den letzten Wochen eskaliert sind.
Nach den Drohnenangriffen auf das Kernkraftwerk Saporischschja verstärkten die russischen Streitkräfte ihre Bemühungen, ihre Grenzen gegen mögliche Bedrohungen zu sichern. Als Reaktion darauf gelang es ihnen Berichten zufolge, insgesamt fünfzehn ukrainische Drohnen zu zerstören, die über den Grenzregionen Belgorod und Brjansk entdeckt worden waren.
Die militärische Reaktion der Ukraine auf die russische Aggression umfasst auch den Einsatz von Drohnen zur Überwachung und für offensive Angriffe in verschiedenen Grenzregionen, wobei in letzter Zeit eine deutliche Zunahme solcher Aktivitäten zu verzeichnen ist.
Angesichts der eskalierenden Spannungen und der anhaltenden Kämpfe in Frontregionen wie Charkiw und Saporischschja bat der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyj den US-Kongress am Sonntag auf einer Veranstaltung zur Beschaffung von Spendengeldern um wichtige militärische Unterstützung.