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Was hatte es mit Hanau selber kaufen auf sich? Hintergrundinfos

Die Hanauer Brennelementefabrik

In einer Mox-Brennelemente-Fabrik wird Plutoniumoxid mit Uranoxid in einem bestimmten Mischverhältnis gemischt und zu Plutonium-Uran-Brennstäben verarbeitet. Mit diesen so genannten Mox-Brennstäben kann man ein Atomkraftwerk befeuern – aber auch waffenfähiges Plutonium erbrüten.

Siemens hat die Mox-Fabrik in Hanau 1995 aufgegeben. Sie ist nie in Betrieb gegangen. Mittlerweile ist die komplette Ausrüstung der Fabrik in 60 Container verpackt worden – und diese 60 Container werden verkauft. Inhalt: Mühlen zum Pulverisieren des radioaktiven Materials, Abfallcontainer, Materialeingänge, Sinter-Öfen und Pressen zum Brennen und zum Pressen von Brennstofftabletten, aus denen dann die Brennstoffstäbe gemacht werden, Handschuhkästen, Inspektionssysteme.

Die Ausrüstung dient dazu unter einer sehr guten Abschirmung mit dem radioaktiven Plutonium arbeiten zu können (fernbedient oder in den Handschuhkästen). Selbstverständlich kann die Ausrüstung auch in anderen risikobehafteten Einrichtungen – etwa für die militärische Nutzung – gebraucht werden.
Das Material ist unbenutzt, da die Fabrik nie in Betrieb ging, und ist also nicht radioaktiv verstrahlt.

Viele Namen für eine Fabrik

Die Siemensfabrik in Hanau hat in der Öffentlichkeit viele Namen: Atomfabrik, Hanauer Brennelementefabrik, Siemens-Plutoniumfabrik, Mox-Brennelementefabrik. Der letztgenannte Name trifft die Funktion der Fabrik am besten – ist aber auch schwer zu verstehen.

Was genau ist Mox?

Mox ist die Abkürzung für Mixed Oxide. Das steht für Plutonium-Uran-Oxid, das aus Plutoniumoxid und Uranoxid durch Mischen gewonnen wird. Und das geht so: In Atomkraftwerken werden zur Stromerzeugung Brennstäbe verbrannt. Dabei entsteht Plutonium: Die abgebrannten Brennstäbe enthalten ca. ein Prozent dieses gefährlichen Stoffes. Die benutzen Brennstäbe werden nach ihrer Entfernung aus dem Atomkraftwerk zu Wiederaufbereitungsanlagen gefahren und dort aufbereitet.

Unter anderem wird hier das Plutonium chemisch abgetrennt. Doch wohin nun mit dem abgetrennten Plutonium? Es handelt sich schließlich um hochgiftiges, bombenfähiges Material, das noch die nächsten hunderttausend Jahre strahlen wird. Eine Möglichkeit ist, das Plutonium zu verglasen. Das ist ein bestimmter Mischvorgang, durch den das Plutonium immobilisiert und vor Zugriff geschützt wird. So kann man es dann möglichst sicher lagern.

Wozu dient eine Mox-Fabrik?

Oder man transportiert das Plutonium zu einer Mox-Fabrik. Dort wird das Plutoniumoxid mit Natururan, genau genommen Uranoxid, in einem bestimmten Mischverhältnis gemischt und zu neuen Plutonium-Uran-Brennstäben verarbeitet. Mit diesen so genannten Mox-Brennstäben kann man erneut ein Atomkraftwerk befeuern. Allerdings ist die Nutzung von Mox-Brennstäben in den üblichen Kraftwerken (Leichtwasserreaktoren) sehr unrentabel und noch dazu gefährlicher als die Nutzung der üblichen Uranbrennstäbe – und hat sich deshalb nicht durchgesetzt.

Dafür kann man aber etwas anderes mit den Plutonium-Uran-(Mox-) Brennstäben machen: In den Atomkraftwerken vom Typ des Schnellen Brüters produzieren sie nicht nur Strom, sondern erbrüten auch große Mengen neuen besonders waffenfähigen Plutoniums. Außerdem können die Brennstäbe auch für den Betrieb von militärischen Plutoniumreaktoren – wie sie etwa China besitzt – genutzt werden. China besitzt derzeit übrigens vier Tonnen Plutonium – im Gegensatz zu den mehreren hundert Tonnen, die die USA bzw. Russland jeweils besitzen. Zusammenfassend lässt sich also feststellen:

Die Mox-Wirtschaft birgt erhebliche Gefahren

  1. Die Plutonium-Uran-Brennstäbe sind schon bei der friedlichen Nutzung im Atomkraftwerk viel gefährlicher als die herkömmlichen Brennstäbe. Bei einem Unfall mit Mox rechnen Wissenschaftler etwa mit doppelt so vielen Krebsopfern wie bei den klassischen Uranbrennstäben.
  2. Die Brennstäbe können militärisch genutzt werden: Mit ihrer Hilfe lassen sich große Mengen neuen waffenfähigen Plutoniums erbrüten.
  3. Mox-Fabriken führen zu einem massiven Anstieg der Plutoniumtransporte. Die Unfallgefahr steigt.
  4. Mit Mox steigt die Gefahr, dass atomwaffenfähiges Material in die falschen Hände gerät. Aus Mox-Brennelementen das Waffenplutonium wieder herauszufiltern gilt als Kinderspiel.

Es bleibt dabei: Es gibt keine rein zivile Plutoniumtechnik, wie es uns die Mox-Befürworter weismachen wollen. Mox-Brennstoff mit seinem Inhaltsstoff Plutonium ist immer atomwaffenfähiges Material.

Was genau wird verkauft?

Die Fabrik in Hanau ist bereits in 60 Container verpackt – und diese 60 Container werden verkauft. Inhalt: Mühlen zum Pulverisieren des radioaktiven Materials, Abfallcontainer, Materialeingänge, Sinter-Öfen und Pressen zum Brennen und zum Pressen von Brennstofftabletten, aus denen dann die Brennstoffstäbe gemacht werden, Handschuhkästen, Inspektionssysteme. Die Ausrüstung dient dazu unter einer sehr guten Abschirmung mit dem radioaktiven Plutonium arbeiten zu können (fernbedient oder in den Handschuhkästen). Selbstverständlich kann die Ausrüstung auch in anderen risikobehafteten Einrichtungen – etwa für die militärische Nutzung – gebraucht werden. Das Material ist unbenutzt, da die Fabrik nie in Betrieb ging, also auch nicht radioaktiv verstrahlt.

Die Rolle von Joschka Fischer

Es gibt in Hanau eine Plutonium-Vorgängeranlage von Siemens, die 1991 nach einem Störfall vom damaligen hessischen Umweltminister Joschka Fischer stillgelegt wurde. Damals hieß es übrigens, die Plutoniumwirtschaft sei ein Risiko für die internationale Sicherheit – noch heute lagert tonnenweise Plutonium aus dem damaligen Betrieb in Hanau. Die Altanlage sollte nach den ursprünglichen Plänen von Siemens Ende 1992 durch die neue Mox-Brennelementefabrik ersetzt werden. Allerdings ging diese in Hessen heftig umstrittene Fabrik nie in Betrieb. Hintergrund ist ein jahrelanges juristisches Tauziehen um das Werk. 1993 hob das hessische Verwaltungsgericht in Kassel drei von sechs Teilgenehmigungen für die bereits fertige Fabrik auf.

Ein Jahr später entschieden die Richter des Bundesverwaltungsgerichtshofes in Berlin für Siemens. Allerdings nutzen die deutschen Atomkraftwerksbetreiber nun bereits entsprechenden Fabriken im europäischen Ausland, so dass Siemens 1995 die Fabrik aufgab. Die gesamte Ausrüstung wurde demontiert und in Seecontainer verpackt und wartet nun auf den Export. Vor drei Jahren sollte die Fabrik übrigens schon einmal verkauft werden. Damals an Russland. Der Export scheiterte unter anderem an den Grünen. Heute scheint der grüne Außenminister Joschka Fischer dagegen dem Export zuzustimmen. Da scheint auch der Hinweis seines grünen Parteikollegen und Bundestagsabgeordneten Winni Nachtwei auf die „katastrophale Menschenrechtssituation in China“ und die hohe Zahl der Todesurteile nicht zu helfen. Zur aktuellen Situation des Exportverfahrens siehe unter Aktuell.

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